Ein Ökologisches Zentrum entsteht…

Im Projekteinsatz im Januar haben wir zwei entscheidende Ziele erreicht:
1. Wir konnten in kollektiven Arbeitseinsätzen, ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln und unseren Mitarbeitern vor Ort unsere Ideen und unsere Philosophie näher bringen.
2. Wir haben einen langfristigen Arbeitsplan erarbeitet, der ehrgeizig und unseren Kapazitäten angemessen ist.

Nachdem wir eine Bestandsaufnahme gemacht hatten, war klar: Die oberste Priorität hat die “Rettung unserer Bäume” (vgl. vorheriger Blogeintrag). zudem wollten wir unseren Zaun verstärken und ein schattiges Plätzchen für Pausen und Besprechungen war ebenso notwendig, wie die Renovierung unserer Hütten als Geräteschuppen und Schlafplatz für den Nachtwächter. Um einige dieser Aufgaben zu erledigen planten wir einen kollektiven Arbeitseinsatz mit all unseren Mitgliedern aus Ouahigouya und den Mitarbeitern aus dem Nachbardorf.

Wir bildeten verschiedene Teams, so lockerten die Frauen die Erde rund um die Bäume und bedeckten sie mit Stroh um die Wasserverfügbarkeit zu verbessern, während die Männer Zaunpfosten betonierten oder den Schattenplatz errichteten. Mamadou und ich hatten einen Spezialauftrag: Wir sägten in jeden der 700 Zaunpfosten 3 kleine Kerben in denen der Stacheldraht fixiert werden sollte, sodass die Ziegen ihn nicht mehr hoch und runter schieben können. Der Funkenschlag meines Winkelschleifers löste nach einer halben Stunde einen kleinen Buschbrand aus und wir hatten Glück, dass wir den Brand nach wenigen Minuten löschen konnten. Danach wurde unser Team durch den 9-jährigen Nouridine erweitert, der stets wachsam hinter mir stand und sehr tapfer entstehende Brandherde sofort löschen konnte (vgl. Bild).

Zum Mittagessen setzten wir uns unter den neuen Schattenplatz und es gab Ziegenfleisch mit Salat und Brot für alle. Danach nutzten wir die Gelegenheit, allen nochmal zu erklären, was unsere wichtigsten Ziele sind: Nämlich ökologische Vielfalt zu fördern und gleichzeitig Armut zu bekämpfen indem wir traditionelles Wissen erhalten und mit modernen Methoden verknüpfen. Nach dem anschaulichen Diskurs von Ibrahima bestätigte einer der Dorfältesten, das in seiner Jugend an dieser Stelle ein dichter Wald war, wo Sie während der Trockenzeit Nahrung jagen und sammeln konnten. Sie bedankten sich für unser Engagement und erklärten, dass Sie die Bäume auch schützen wollen, aber aufgrund des hohen Brennholzbedarfes der Frauen würden immer mehr Bäume gefällt als nachwachsen können.

Ein weiteres in mehrfacher Hinsicht ganz besonderes Erlebnis war das Richtfest unserer Hütten. Die Herstellung eines Strohdaches ist hier in Burkina Faso ein alter Brauch und wird von allen gemeinsam erledigt. Dies ist insofern interessant, als das so auch das entsprechende Wissen überliefert wird. Und wer denkt das sei doch einfach, der hat sich geirrt. Tatsächlich stirbt dieses Wissen im Zeitalter des Blechdaches immer mehr aus. Während die Technik selbst noch relativ schnell zu lernen ist, stellt die Beschaffung und Vorbereitung der Baumaterialien ein besondere Herausforderung dar. Spezielle Hölzer müssen gesammelt werden, deren Rinde besonders reißfest oder deren Stengel extrem biegsam sind. Mit verschiedenen Biege-, Wickel- und Knotentechniken entsteht nun Schritt für Schritt ein kegelförmiges Strohdach, welches am Ende auf die Mauern gehoben wird (vgl. Bilder).

Dieses Brauchtum nennt sich in der Landessprache Mooré: Sugri und bedeutet so viel wie Vergebung oder Frieden. Das heißt, das ganze Dorf arbeitet gemeinsam (ohne Bezahlung) und Auseinandersetzungen sind an diesem Tag unwichtig oder können bei dieser Gelegenheit gleich endgültig beigelegt werden. So herrschte auch an unserem Sugri eine ganz besondere Atmosphäre: Viele Männer aus dem benachbarten Dorf kamen um uns zu helfen und zwei Jungen sahen erstmalig wie man so ein Strohdach herstellt. Es wurde viel gelacht, gesungen und die von uns vorab besorgte Limonade war sofort vergriffen. Auf der Heimfahrt waren wir dann einfach glückselig und stolz auf unser neues Dach!

Seit unserer Abreise Mitte Februar folgen unsere Mitarbeiter nun dem Arbeitsplan. Es wurde bereits eine Steinreihe (frz. Digette) gemauert, welche den Oberflächenabfluss und somit die Abtragung der oberen Bodenschicht (Erosion) verringert und gleichzeitig die Wasserverfügbarkeit im Boden verbessert. Auch unsere Infrastruktur vor Ort wird immer besser. So haben wir unsere beiden Hütten renoviert und “Sanitäre Anlagen” errichtet, sodass nun Toiletten und auch eine Dusche zur Verfügung stehen. So können wir beim nächsten kollektiven Arbeitseinsatz dann auch mal dort übernachten. Ab Anfang Mai liegt der Schwerpunkt jetzt auf der Pflanzung von 120 Bäumen. Die schönste Bestätigung des ökologischen Nutzens unserer Arbeit bekamen wir kürzlich über Whatsapp: Eine fünfköpfige Igelfamilie hat sich bei uns eingenistet!!


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