Kleiner Bruder ganz gross

Ich konnte mich schnell wieder in Burkina Faso einleben. Wir wurden hier sowohl von unseren Freunden als auch von den Moskitos (die uns zahlreich ihre Aufwartung machten) herzlich empfangen. Vielleicht erinnert ihr euch noch, Hamed saß vor zwei Jahren unschuldig im Gefängnis. Wir haben für seine Freilassung gekämpft und zum Glück ging am Ende alles gut aus. Für Hamed war die Zeit nach dem Gefängnis trotzdem nicht leicht. Er musste sich über seine Zukunft Gedanken machen, was damals dazu führte, dass wir ein Gespräch über meinen Beruf „Krankenschwester“ führten. Vor ein paar Wochen kam dann ein Anruf von Hamed, man habe ihn an der Krankenpflegeschule aufgenommen! Es ist eine private Schule, was den Vorteil hat, dass in Hameds Klasse nur 25 statt 80-90 Schüler sind.

Wir beschlossen sogleich Hamed dabei finanziell zu unterstützen, denn die Schule ist teuer. Letzten Samstag nahm mich Hamed dann mit in seine Schule. Er hatte das organisiert und mich eingeladen. Ich habe mich sehr über diese Chance gefreut, denn ich finde es immer unglaublich interessant, was dieser Beruf in anderen Ländern beinhaltet.

Der Unterricht ging etwa 2 Stunden und wir befassten uns mit dem Thema Blasenkatheter. Der Lehrer war sehr nett und außerordentlich bedacht darauf, dass alle auch die zum Teil schwierigen Wörter verstehen. Inhaltlich war der Unterricht ähnlich wie bei uns wobei deutlich wurde, dass hier so manche Aspekte wichtig sind, die bei uns keine Rolle spielen. Ein Krankenpfleger in Burkina Faso muss auch durch die Bauchdecke eine Blase entleeren können. Als mich der Lehrer fragte, ob ich das kann, konnte ich das nur lachend verneinen denn das machen bei uns Ärzte, sowas dürfen wir nicht. Er klärte mich auf, dass das hier die Pfleger machen und lud mich scherzhaft ein, es mir beizubringen wenn ich wollte. Ich hatte ihm bereits erzählt, dass ich auf einer Schlaganfalleinheit arbeite, deshalb fügte er noch hinzu, dass ich auch einen Kurs in Lumbalpunktion (Entnahme von Hirnwasser) machen könnte, wenn mir das lieber wäre. Auch das machen in Burkina Faso die Krankenpfleger wenn kein Arzt zur Hand ist, was leider nicht selten der Fall ist.

In der Klasse wurden viele Fragen gestellt, die Stimmung war heiter und doch konzentriert. Hamed fiel auf mit seiner schnellen Auffassungsgabe und den klugen Fragen, die er stellte. Als die anderen bei den zum Teil auch intimen Themen kicherten, blieb Hamed ernst und stellte die richtigen Fragen zur richtigen Zeit.

Ich bin sehr zuversichtlich, dass Hamed eine gute Ausbildung genießen wird und hoffe, dass er die drei Jahre bewältigen kann. Eine meiner Sorgen dabei stellt die Tatsache dar, dass man zum Lernen essen muss – und Essen kostet Geld. Wer sechs Tage die Woche in die Schule muss, kann nur wenig Geld verdienen. Wir werden ihn dabei so gut unterstützen wie wir können, der Rest liegt bei Hamed und in Gottes Hand.


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